Kein Fahrrad in der Bahn nach Sylt zu bestimmten Zeiten

Die Bahn sperrt ab 7. Juli Fahrräder aus ihren Zügen aus – zu Spitzenzeiten zwischen 6 und 9 Uhr und zwischen 15 und 19 Uhr werden keine Drahtesel mitgenommen. Damit reagiert DB Regio auf anhaltende Proteste von Pendlern, die in den prall gefüllten Ersatzzügen keinen Platz mehr fanden und an den Bahnhöfen Keitum und Morsum auf den nächsten Zug warten mussten. Die neue Regelung gilt täglich, auch an Wochenenden, bis zum 30. September.

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Eine Folge des Ausfalls von 90 Personenwaggons – die extra für die Marschbahnstrecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland gebauten Niederflurwagen mussten am 11. November 2016 aus dem Verkehr gezogen werden, weil bei den Wagenkupplungen Risse aufgetaucht waren. In ganz Deutschland wurden über Nacht Ersatzwaggons organisiert – bis zu 40 Jahre alt, ohne Klimaanlage, ungeeignet für Behinderte. Bis heute reicht die Kapazität an Sitz- und Stehplätzen zu den Hauptverkehrszeiten oft nicht aus. Kein Wunder, dass die Pendler sich mit Urlaubsgästen in die Haare bekamen, deren Koffer, Surfbretter und Fahrräder die Abteile verstellten. Schon vor Monaten wurde in den Krisengesprächen mit dem ehemaligen Landesverkehrsminister Reinhard Meyer gefordert, dass die Fahrräder draußen bleiben müssen. DB Regio wollte Fahrräder komplett aussperren, aber beim letzten Treffen in Niebüll am 20. Juni einigten sich alle Beteiligten auf das tägliche Zustiegsverbot zu den Hauptverkehrszeiten.

„Eine gute Entscheidung“, kommentierte gestern Achim Bonnichsen von der Pendlerinitiative die Mitteilung aus der Hamburger DB-Zentrale. Nach wie vor stünden viel zu wenige Marschbahnwagen zur Verfügung, tagesbedingt seien höchstens 32 bis 36 Stück im Einsatz. In den Ersatzzügen reiche der Platz häufig nicht aus. Erst am Sonnabend sei es nach dem Ausfall eines IC im Regionalexpress zwischen Westerland und Niebüll zu einem Handgemenge zwischen Pendlern und dem Schaffner gekommen. Die Pendler hätten sich im randvoll besetzten Zug in die erste Klasse gesetzt, der Bahnangestellte habe eine Nachzahlung für die erste Klasse verlangt.

Zwei Alternativen bleiben den Radlern – entweder mit dem Fahrrad auf einen Fernzug ausweichen oder den fahrbaren Untersatz zurücklassen und auf Sylt ein Leihrad mieten. Hier kommt der „Sylt Shuttle Plus“ ins Spiel, ein Anhängsel des Autozuges, der bisher praktisch ohne Fahrgäste zwischen Westerland und Bredstedt pendelt. „In den Zügen des Sylt Shuttle Plus stehen ab/bis Bredstedt oder Husum Fahrradplätze bereit“, teilte die Hamburger Bahn-Pressestelle gestern mit. Normalerweise müssen Fahrgäste in dem Zug, der aufgrund der Rangiererei zum Autozug deutlich mehr Zeit für die Strecke benötigt, den höheren Fernverkehrspreis bezahlen. Interessant wird der „SSP“ erst durch das Sonderangebot „Insel-Spezial“, bei dem vier Kinder zwischen 6 und 14 Jahren und das Fahrrad kostenlos mitfahren können. Die Hin- und Rückfahrkarte zwischen Niebüll und Westerland kostet 12 Euro, Bahncards 25 und 50 werden angerechnet. Von Bredstedt aus kostet die Hin- und Rückfahrt 20 Euro, von Husum aus 22 Euro. Im SH-Tarif würde die Hin- und Rückfahrt eines Erwachsenen von Niebüll mit 16,80 Euro plus 4,20 Euro für die Fahrrad-Tageskarte zu Buche schlagen. Die täglichen IC-Verbindungen verfügen auch über reservierbare Fahrradstellplätze, werden aber zum normalen Ferntarif berechnet.